Archiv | 14 apr. 2015
Mittelalterhochzeit Guide #3: Feiern auf der Burg
Die Braut hat gesagt: „Ich möchte lieber ein einziges Leben mit dir verbringen, als alle Zeitalter der Welt allein zu durchleben.“ Und deshalb wird jetzt geheiratet. Nur wo? Genau darum soll es im dritten Teil unseres Mittelalterhochzeits-Guides gehen. Prinzipiell unterscheidet sich die Trauung einer Mittelalterhochzeit nicht sonderlich von jeder normalen Hochzeit. Es ist möglich, in einem Standesamt zu heiraten, in einer Kirche oder in der freien Natur. Oder aber in einer Burg! Und weil’s so schön passt, konzentrieren wir uns in diesem Beitrag auf Letzteres.
Wie jede Hochzeit kann auch die Mittelalterhochzeit ein wahres Organisationsmonster werden. Daher sollte man trotz dem vorherrschenden Thema (Mittelalter) keinesfalls alles auf authentische Art und Weise arrangieren sondern lieber auf technische Hilfsmittel wie ein Telefon zurückgreifen. Bei jeder Anfrage einen Boten mit der Kutsche loszuschicken, kann die Verlobung endlos in die Länge ziehen. Wobei auch das prinzipiell machbar ist…
Die Burg als beste Wahl
Es gibt einige Burgen, die direkt damit werben, die perfekte Mittelalterhochzeits-Location zu sein. Also nicht die Burgen machen das sondern deren Eigentümer, aber darum geht’s ja jetzt nicht. Entscheidend ist der Gewinn an Atmosphäre, wenn sich das Fest in eine Burg verlagert. Es fühlt sich einfach viel mehr nach Zeitreise an, wenn man in rauschenden Gewändern eine steinerne Wendeltreppe hochsteigt und von einem hohen Turm aus die Landschaft genießt.
Die Burgen beziehungsweise deren Eigentümer stehen dabei in großem Konkurrenzkampf zueinander. Es werden zwar keine Ritterturniere untereinander ausgetragen, dafür aber mit Angeboten um sich geschlagen, als wäre Markttag in Gondor… Damit ihr die Übersicht behaltet, solltet ihr bei eurer Suche nach der passenden Burg zunächst genau überlegen, was die Location für eure spezielle Feier mitbringen muss. Sollen besonders viele Gäste reinpassen? Sollen Mägde und Knechte vor Ort sein und die Besucher bedienen? Soll es vielleicht sogar spuken? Nach der Klärung solch grundsätzlicher Fragen fällt die Wahl deutlich leichter, im Zweifelsfall helfen die Anbieter bestimmt auch gern mit Rat weiter.
In diesem Sinne: Beachtet auch, ob ihr bei der Buchung direkt die hauseigene Dekoration und das Catering dazu buchen könnt oder gar müsst. Letzteres muss gar kein Nachteil sein. Immerhin ist es eine große „Arbeitserleichterung“, wenn der Großteil der Organisation direkt mit einer Anlaufstelle abgehakt werden kann. Viele besitzen eine kleine Kapelle für die Trauung und die meisten Veranstalter stehen auch in Verbindung mit Gauklern oder Musikern, die mit echter Mittelaltermusik zur Stimmung beitragen. Und fast alle bieten das Ritteressen an. Mmmhh.
Essen im Mittelalter, das heißt in den meisten Fällen: Fleisch
Das Ritteressen
Wenn wir in die Speisekarte eines typischen Rittermahls spicken, sehen wir sofort Bier, Met oder Wein als gängige Getränke. Das ist gut, weil authentisch und stimmungsfördernd. Wer jedoch einen klaren Kopf behalten will, falls der Hausgeist doch noch einen Besuch abstattet, muss sich auf Wasser beschränken. Nicht ganz so authentisch sieht es bei den Speisen aus, denn viele Ritteressen bieten schamlos eine Kartoffelsuppe an. Was nicht so hundertprozentig passt, schließlich importierten die Spanier die Kartoffel erst im 16. Jahrhundert nach Europa, zuvor war sie schlicht nicht bekannt.
Macht aber nix, der kulinarische Fokus liegt eh auf dem Fleisch. Da das Jagdrecht damals nur den Adligen vorbehalten war, gab es an deren Tisch eine große Auswahl an Wild, etwa Reh, Wildschwein oder Hirsch. Auch Huhn, Rind und Schwein wurden aufgetischt. Hauptsache Fleisch. Und Hauptsache fett und ungesund. In den letzten Jahrhunderten hat sich der Trend ein kleines bisschen von dieser Speisekarte abgewandt, das moderne Rittermahl beinhaltet daher auch viel Gemüse und Salat. Und eben Kartoffeln. Unser Vorschlag: Nehmt die Authentizität nicht allzu ernst, sonst beschwert sich am Ende noch jemand, dass der Trauzeuge eine Brille trägt oder dergleichen …
Formal gesehen setzt sich ein Rittermahl mindestens aus drei, höchstens jedoch aus sechs Gängen zusammen. Man kann sich vorstellen, dass ein solches Speisen mehrere Stunden dauern kann. Eigentlich perfekt für eine Hochzeit, denn die Zeit kann man direkt mit dem Unterhaltungsprogramm verknüpfen.
Wer jetzt Lust auf ein Ritteressen aber kein Geld für beziehungsweise Lust auf eine Burg hat: In den meisten Städten gibt es mittelalterliche Lokale, die das Ritteressen anbieten. Ob man mit Besteck oder Händen speist, kann dann jeder für sich entscheiden.